Dienstag, 28. August 2012

Die Sache mit «WhatsApp»

Seit einigen Tagen bin ich nicht mehr mit WhatsApp erreichbar. WhatsApp war für mich nicht benutzbar, weil ich der App nicht erlaubt habe, auf mein Adressebuch zuzugreifen. Eine - vielleicht - etwas paranoide Erklärung dazu:

  • WhatsApp überträgt - ohne das explizit klar zu stellen - alle Telefonnummern aus dem Adressebuch des iPhones an ihre Server. Allerdings ohne Namen. Aber alle. Auch die meines Arztes, meines Bankberater etc. etc. 
Technisch begründen tun sie das, dass sie damit «abgleichen können, wer alles WhatsApp hat, um die Favoritenliste zu erstellen». Dieses Verhalten wurde mir von einem WhatsApp Support-Mitarbeiter mitgeteilt. (Wenigsten waren sie so ehrlich und haben es nach 3x Nachfragen zugegeben.) 

Nun meine Überlegungen: ist das nötig? Ich bin der Meinung: nein. 
  • Anstatt die Nummern zu übertragen, könnten WhatsApp Hash-Werte der normalisierten Nummern sammeln, um die gleiche Funktionnalität zu erreichen. Crypto-Experten, korrigiert mich. 
  • WhatsApp könnte gleich funktionieren wie iMessage oder SMS - wenn der Empfänger die App nicht hat, kommt halt eine Fehlermeldung, weil nicht zustellbar. Dann müsste WhatsApp nur meine Telefonnummer kennen - nicht alle. 
Auch andere Applikationen sammeln Adressbuchdaten, z.B. facebook, iCloud, etc. etc. - aber sie tun das nicht, ohne den User zu fragen. Und sie funktionieren auch, wenn der User seine Telefonnummern nicht alle verschicken will. 



Update August 2016: 

Es ist passiert, was passieren musste: Facebook, der Inhaber von WhatsApp, ändert die Benutzungsrichtlinien. Telefonnummern werden mit Facebook ausgetauscht. Also wird mein privates Telefonbuch nun der US-Amerikanischen Firma Facebook bekanntgegeben, als Preis dafür, WhatsApp benutzen zu dürfen. Das geht für mich gar nicht.
Unterdessen ist es eingeschränkt möglich, WhatsApp ohne Freischaltung des privaten Adressbuchs zu benutzen. Meine Freunde wissen davon.

Kleines politisches Statement dazu: 

Das PTT Monopol der Bürger ist schlecht! Wir müssen die Kommunikation der Privatwirtschaft überlassen! 😳😴🙊😜 (Das sagten die Bürgerlichen Anfangs 90er Jahre...)

Update Juni 2017

Ein Deutsches Gericht entscheidet, dass genau die Praxis des "Verschenkens" des persönlichen Adressebuchs als Voraussetzung zur Benutzung von WhatsApp gegen Deutsches Recht verstösst. Sozusagen die gleiche Argumentation, die auch ich mache. Spannend. 
Aber die Marktmacht ist zu gross. Wir haben die Kontrolle über unsere Kommunikation und über unsere Freundschaftskreise an eine US-amerikanische Firma verloren. 

3 Kommentare:

  1. es gibt Alternativen (ausser iMessage natürlich):
    http://www.20min.ch/digital/news/story/Von-WhatsApp-genug--Das-sind-die-Alternativen-18579634

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  2. In den Niederlanden und in Canada ist das sogar illegal... Ich sag's ja schon lange:
    http://www.reuters.com/article/2013/01/28/us-whatsapp-privacy-idUSBRE90R0T520130128

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    1. und hier: http://www.macrumors.com/2013/01/28/whatsapp-messenger-comes-under-scrutiny-over-privacy-practices/

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